CorriDOOR Projekt (2020)
News
Veröffentlichungsdatum: 17. März 2022
CorriDOOR Projekt (2020)
News
Veröffentlichungsdatum: 17. März 2022
In Ostafrika, wie auch anderswo, lässt sich die Zeit nicht zurückdrehen. Vor 50 Jahren lebten Menschen und Tiere hier noch Seite an Seite. Heute kommt es häufiger zu Konflikten. Wildtiere und lokale Viehhalter*innen nutzen dasselbe Land. Elefanten zerstören Felder, zertrampeln Kleintiere, beschädigen Infrastruktur und stellen ein Risiko für die lokale Bevölkerung dar.
„Die Menschen in den Dörfern haben Angst, ihre Kinder zur Schule zu schicken, wenn Elefanten in der Nähe sind“, sagt Joan Bastide, Senior Advisor der Wyss Academy am Hub Ostafrika in Kenia.
Schutz der Vielfalt
Der Mount Kenya, der höchste Berg Kenias, ist auch die Quelle des Ewaso-Ng’iro-Flusses. Die Landschaften in diesem Gebiet reichen von der afro-alpinen Zone an der Spitze des Berges über einen tropischen Waldgürtel in mittleren Lagen bis zur sub-humiden Zone an den unteren Hängen, die in das halbtrockene Plateau und die ariden Ebenen des Tieflands übergeht. Plateau und Ebenen bestehen aus Busch- und Grasland.
Die Vielfalt der Flora in diesen Ökosystemen schafft einen einzigartigen Lebensraum für viele Tierarten. Die grosse Vielfalt an Wildtieren in der Region umfasst zahlreiche Vogelarten, daneben Zebras, Impalas, Warzenschweine und die bekannten „Big Five“: Löwe, Leopard, Nashorn, Elefant und Afrikanischer Büffel. Doch diese Lebensräume sind auch von Menschen und ihrer Landnutzung geprägt.
Die Ausweitung von Landwirtschaftsflächen, grosse Entwicklungsprojekte, Urbanisierung und andere Formen der Landnutzung erhöhen den Druck auf das Gebiet rund um den Mount Kenya. Zäune, Strassen und der Verlust von Vegetationsdecke haben zu einer Fragmentierung der Landschaft geführt. Die Verbindungen zwischen Ökosystemen und Lebensräumen wurden geschwächt. Bewegungsfreiheit für Wildtiere und Viehhalter*innen ist eingeschränkt. Die Situation ist komplex. Je stärker die Landnutzung ausgeweitet wird, desto grösser wird der Druck auf die Wildtiere durch Schutzmassnahmen, die ihre Wanderwege zwischen Grasland und Wasserstellen unterbrechen.
Wildtierkorridore als Ausgangspunkt
Die Initiative für Vieh- und Wildtierkorridore (CorriDOOR-Projekt) ist einer von mehreren Inkubatoren in der Region, die als Testfelder für neue Ansätze zu sehen sind. Dabei soll sichergestellt werden, dass wandernde Wildtiere und lokale Gemeinschaften nachhaltig zusammenleben. Die Lebensgrundlagen der Viehhalter*innen werden mit den Zielen des Naturschutzes zusammengebracht, indem gemeinsame Interessen berücksichtigt werden. Die konkurrierenden Ansprüche einer einseitigen wirtschaftlichen Entwicklung sind dabei stets im Blick. Ein Ansatz ist es, im Ewaso-Ng’iro-Becken doppelte Korridore einzurichten, in denen sowohl Wildtiere als auch Menschen mit ihrem Vieh wandern können. Das kann Konflikte mindern und Vorteile für Mensch und Natur schaffen.
Für Joan Bastide sind solche Alternativen sehr wichtig: „Manchmal reist man durch das Gebiet rund um den Mount Kenya und hat das Gefühl, in einer Kriegszone zu sein. Auf beiden Seiten der Strasse stehen während 20 Kilometern Zäune. Das ist ein grosses Problem.“
Doch wer entscheidet, wo und wie Wildtierkorridore eingerichtet werden? Wer ist davon betroffen? Im Verlauf des Projekts zeigte sich, dass die Antworten auf diese Fragen viel komplexer waren als erwartet. Denn alles hängt mit allem zusammen.